Landesstreik 1918: SGB-Tagung vor dem Jubiläumsjahr

Von: SGB

Die schwerste innenpolitische Krise der Schweiz schuf den Boden für sozialen Fortschritt.

Vom 12. bis zum 14. November 1918 streikte die proletarische Schweiz. Trotz Streikabbruch – und obwohl der Forderungskatalog unmittelbar nicht erfüllt wurde – gilt dieser Landes- oder Landes-Generalstreik oder Novemberstreik als die entscheidende Weichenstellung in der Geschichte der modernen Schweiz. Die Streikforderungen, darunter der 8-Stunden-Tag, die AHV, das Frauenstimmrecht, wurden zum Programm des Fortschritts im 20. Jahrhundert, wie SGB-Präsident Paul Rechsteiner zum Auftakt der von 260 Personen besuchten Tagung erklärte.

Wie kam es zum Generalstreik? Die spätestens seit Sommer 1917 zunehmend ungenügende Versorgungslage der Bevölkerung bildete ohne Zweifel den Boden für die Verschärfung der sozialen Auseinandersetzungen, wie etwa Maria Meier am Beispiel von Basel-Stadt hervorhob. Elisabeth Joris zeigte den Beitrag der Frauen und erklärte die auf den ersten Blick erstaunliche Tatsache, dass es das Frauenstimmrecht auf Platz 2 der Forderungsliste geschafft hatte, obwohl die einzige Frau im Oltener Aktionskomitee, Rosa Bloch-Bollag, schon im Sommer 1918 zugunsten von Fritz Platten zurückgetreten war. Adrian Zimmermann ordnete den Landesstreik ein in die Massenbewegung, die im fünften Kriegsherbst die Länder überrollte, und betonte das zeitliche Zusammenfallen mit der Revolution in Deutschland und in Österreich. Mit einem Zitat von Robert Grimm sprach Zimmermann von den "siegenden Geschlagenen": "Schon noch wenigen Monaten waren mit dem Beschluss zur Neuwahl des Nationalrats und über die 48-Stundenwoche zwei wichtige Streikforderungen realisiert." Beim Frauenstimmrecht dauerte es etwas länger...

Der VPOD und der SGB werden sich im kommenden Jubiläumsjahr in vielfältiger Weise mit dem Landesstreik auseinandersetzen, um dieses zentrale Ereignis der Schweizer Geschichte im kollektiven Bewusstsein wieder besser zu verankern. Die Übersicht zu den Projekten rund um den Landesstreik finden sich auf der Website www.generalstreik.ch Die Referate der Tagung werden im Januar als Reader für eine breite Öffentlichkeit publiziert.