Kinderkrankheiten sind nicht planbar

Von: Christine Flitner

Kinderkrankheiten sind nicht planbar - Pflegende Angehörige müssen entlastet werden!

Der Arbeitgeberverband verlangt von Angestellten neuerdings prophetische Fähigkeiten: Die Krankheiten der Kinder sollen bitte geplant werden.

Arbeitgeber-Direktor Müller rät Eltern im Blick „Betreuungsfälle wie ein krankes Kind im Voraus (zu) planen“. Mit weltfremden Aussagen wie diesen wird Betreuung und Pflege von kranken Angehörigen einmal mehr zum privaten Problem von Eltern, meistens der Mütter, verkleinert. Sie zeigen, dass das freiwillige Engagement der Arbeitgeber für die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Betreuungsarbeit immer nur ein folgenloses Lippenbekenntnis bleibt. Dabei ist längst klar, dass es für die Pflege von Betreuungsbedürftigen endlich gesellschaftliche Lösungen braucht.

Der Bundesrat will die Situation für betreuende und pflegende Angehörige verbessern, so dass sie sich engagieren können, ohne sich zu überfordern oder in finanzielle Engpässe zu geraten. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Der VPOD fordert seit längerem, dass die unbezahlte Pflege- und Betreuungsarbeit in den Sozialversicherungen anerkannt und besser unterstützt wird. Dazu braucht es ausser einem bezahlten Betreuungsurlaub, wie ihn der Bundesrat vorschlägt, weitere Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen und einen Ausbau von bezahlbaren ambulanten Betreuungsdiensten. Ausserdem ist es wichtig, dass die Regelungen auch für Pflegebedürftige gelten, die nicht im Haushalt der Pflegenden wohnen.

Frauen leisten heute zwei Drittel der unbezahlten Betreuungsarbeit, auf welche die Gesellschaft angewiesen ist. In Geldwert entspricht das etwa 3.5 Milliarden Franken. Dafür zahlen sie einen hohen Preis, da sie häufig gezwungen sind, Teilzeit zu arbeiten und im Alter niedrigere Renten haben. Es ist höchste Zeit, dass pflegende Angehörige endlich umfassend entlastet werden.