Vor 100 Jahren: Der Bundesrat erpresst die Arbeiter

Von: Christoph Schlatter

Der Landesstreik vor 100 Jahren war ein wichtiger Taktgeber für eine sozialere Schweiz. Heute vor 100 Jahren, am 13. November 1918, streikten 250'000 Arbeiterinnen und Arbeiter. Der Bundesrat erzwang mit der Drohung aus Maschinengewehrrohren den Streikabbruch.

Festung Bundeshaus. Am 13. November 1918 erzwingt der Bundesrat den Streikabbruch. Das Oltener Komitee gibt nach, um ein Blutbad zu verhindern. (Foto: Bundesarchiv)

Mittwoch, 13. November 1918: Tag 2 des Landesstreiks. 250'000 Menschen beteiligen sich an der Arbeitsniederlegung. Der Verkehr, die Post, die ganze Wirtschaft stehen still. In Bern tagt das Parlament in einer Sondersession. Die Vertreter der SP sind hoffnungslos in der Minderheit. Aber der Bundesrat wartet die Beschlüsse der Bundesversammlung auch gar nicht erst ab. Er stellt dem Oltener Aktionskomitee, das die Streikaktivitäten koordiniert, ein schriftliches Ultimatum. Bis um 17 Uhr müsse der Streikabbruch verkündet werden. Das Komitee tagt und diskutiert viele Stunden lang, umstellt von Truppen und Spitzeln. Nachts um 2 Uhr fällt der Beschluss: Der Streik wird abgebrochen, weil sonst ein Bürgerkrieg droht.