Vor 100 Jahren: Der Landesstreik ist gescheitert - vorerst

Von: Christoph Schlatter

Der Landesstreik vor 100 Jahren war ein wichtiger Taktgeber für eine sozialere Schweiz. Heute vor 100 Jahren, am 14. November 1918, wurde der Streik abgebrochen. In Grenchen schiesst die Armee trotzdem noch und tötet drei Arbeiter.

Dagegen war das Oltener Aktionskomitee machtlos: Maschinengewehre der Armee auf dem Berner Waisenhausplatz. (Foto: Bundesarchiv)

Donnerstag, 14. November 1918: Am frühen Morgen um 2 Uhr beschliesst das Oltener Aktionskomitee den Abbruch des Landesstreiks - zähneknirschend, aber verantwortungsvoll. Die Truppen standen mit Stahlhelmen, mit aufgepflanzten Bajonetten, mit Maschinengewehren und mit Handgranaten in den Städten. Eine Fortsetzung des Streiks hätte unvermeidlich zu einem Blutbad geführt. Tote wurden trotz des besonnenen Entschlusses des Aktionskomitees nicht verhindert - weil die Armee noch am Nachmittag in Grenchen in die Menge ballerte und drei Arbeiter tötete. Zwei von ihnen starben durch Schüsse in den Hinterkopf. Unmittelbar wurde der Abbruch des Streiks naturgemäss als Niederlage empfunden. "Niemals ist schmählicher ein Streik zusammengebrochen", schrieb Ernst Nobs.