Vor 100 Jahren: Schüsse auf dem Münsterhof

Von: Christoph Schlatter

Der Landesstreik vor 100 Jahren war ein wichtiger Taktgeber für eine sozialere Schweiz. Heute vor 100 Jahren, am 10. November, gab es auf dem Zürcher Münsterhof eine "verbotene" Demo - und einen Toten.

Auf dem Zürcher Münsterhof fallen am 10. November 1918 die ersten Schüsse. (Foto: Bundesarchiv)

Die Zürcher Arbeiterinnen und Arbeiter wollten nicht einfach so zur Normalität zurückkehren. In Zürich war von Normalität ja auch wenig zu spüren: Die Stadt war militärisch besetzt. So wurde der 10. November 1918, ein Sonntag, für eine Kundgebung auf dem Münsterhof genutzt: Es war der erste Jahrestag der russischen Oktoberrevolution. 7000 Leute versammeln sich; die Truppen unter dem Befehl von Oberstdivisonär Sonderegger eröffnen das Feuer. Sie schiessen in die Luft und über Köpfe hinweg in Hausfassaden. Ein Soldat wird getötet; bis heute ist ungeklärt, ob er durch einen Heckenschuss oder durch einen Querschläger starb. Die Eskalation nimmt ihren Lauf. Auch das Oltener Aktionskomitee gerät wegen der Ereignisse von Zürich unter Druck.