Sozialer Crash beim Bodenpersonal

Von: Stefan Brülisauer / Tanja Lantz

Die COVID-Krise trifft auch die zahlreichen Beschäftigten an den Flughäfen: im Passagierdienst, in der Gepäckabfertigung, an der Rampe und bei der Technik. Und damit oftmals auch Menschen, die gezwungen sind unter prekären Bedingungen und zu tiefen Löhnen zu arbeiten.

Foto: Eric Roset

Die Krise offenbart ein grundlegendes Problem im Luftverkehr: Airlines kaufen «Dienstleistungen» am Boden von Unternehmen wie Swissport und Cargologic etc. ein. Dies geht über die Gepäckverladung bis hin zum Kundenkontakt an den Check-In`s. Viele Unternehmen weigern sich jedoch Gesamtarbeitsverträge abzuschliessen und betreiben aktiv Lohndumping. Sie versuchen so Marktanteile an den Flughäfen zu gewinnen, indem sie Preise drücken. Dies geht in erster Linie zu Lasten der Arbeitnehmenden, aber schlussendlich auch zu Lasten der Qualität und der Sicherheit des Luftverkehrs.

Viele Mitarbeitende des Bodenpersonals an den Flughäfen arbeiten also unter prekärsten Bedingungen:

  • Sie verrichten anstrengende und repetitive Tätigkeiten, wie z.B. Gepäckverladung, die schlecht bezahlt und nicht anerkannt sind.
  • Atypische Arbeitszeiten wie Sonntags- und Nachtarbeit gehören zum Arbeitsalltag, oftmals ohne entsprechende Entlohnung.
  • Ihr arbeitsrechtlicher Mindestschutz wird oft nicht gewährleistet.

Doch es gibt eine starke Nachfrage nach genau diesen Jobs, die ohne Ausbildung erledigt werden können. Viele Menschen sind wegen fehlender Ausbildung oder aus persönlichen Gründen gezwungen, zu schlechten Konditionen und niedrigen Löhnen zu arbeiten. Für sie ist die Arbeit am Flughafen eine unabdingbare Lebensgrundlage und schwer zu ersetzen. Bei einer Kündigung sehen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt düster aus.

Ein weiter Punkt ist der enorme Kostendruck bei den Airlines. Der Preiskampf um günstige Flugtickets nimmt absurde Züge an. Billigairlines fliegen teilweise ohne die eigenen Kosten decken zu können, nur um letztendlich Marktanteile zu gewinnen und andere Airlines unter Druck zu setzen. Und KonsumentInnen orientieren sich leider zu oft nur am Preis bei den Flügen.

Seit der COVID-Krise sind die Flugbewegungen in der Schweiz um fast 95 Prozent zurückgegangen. Aber nicht nur die Airlines befinden sich in finanzieller Not, auch die flugnahen Betriebe haben beinahe keine Umsätze bei gleichzeitig hohen Fixkosten.

Faktisch befinden sich daher alle Mitarbeitenden an den Flughäfen zu 100 Prozent in Kurzarbeit. Sollten Flugbewegungen auch im Jahr 2021 noch um 30% reduziert sein, müssen wir von Entlassungswellen von ca. 30% der Belegschaften ausgehen.

Wir sind daher froh über den Entscheid des Bundesrats, die Swiss und die Edelweiss finanziell zu unterstützen. Wir fordern aber auch für die bodennahen Betriebe finanzielle Mittel zur Sicherung der Liquidität.

Wir werden uns auch in Zukunft für eine Regulierung der Arbeitsbedingungen an den Flughäfen durch allgemeinverbindliche Gesamtarbeitsverträge einsetzen.