VPOD fordert Schutz und Klarheit für den Sozialbereich

Von: Christoph Schlatter

Der VPOD ist besorgt über den Umgang mit dem Coronavirus im Sozialbereich. Während das Gesundheitswesen im Fokus von Politik und Medien steht, sehen sich soziale Einrichtungen mit ihren Fragen und Problemen weitgehend alleingelassen – insbesondere im stationären Bereich, wo nicht, wie bei Beratungsdiensten, auf Telekommunikation ausgewichen werden kann.

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Menschen mit Unterstützungsbedarf müssen auch in Corona-Zeiten weiterhin betreut werden. Man kann sie weder auf die Strasse stellen noch einfach so zu ihren Eltern schicken, zumal wenn diese selbst schon im Grosselternalter sind. Häufig sind Klientinnen und Klienten sozialer Institutionen selbst Angehörige der Corona-Risikogruppen. Dennoch ist die Betreuung ohne körperliche Nähe je nach Art des Handicaps nur schwer oder gar nicht zu erbringen. Im Gegensatz zu den Spitälern, die Knowhow und Routine in solchen Fragen besitzen, fehlt es in sozialen Einrichtungen häufig an allem: an Material wie Schutzkleidung und Masken ebenso wie an Kenntnissen über den richtigen Umgang damit.

Dass Personal, das selbst einer Risikogruppe angehört, in diesem Umfeld nicht eingesetzt werden kann, müsste eine Selbstverständlichkeit sein. Der Bundesrat hat aber nach über einer Woche geballten Protests von Arbeitnehmerseite den Artikel 10c der Covid-Verordnung 2 noch immer nicht korrigiert. In ihrer jetzigen Fassung wälzt die Verordnung die Verantwortung für die Einhaltung der Regeln einfach auf die Arbeitnehmenden ab; sie sind es, die im Fall von Regelverstössen aktiv werden müssen und sich dabei auch noch dem Risiko des Stellenverlusts aussetzen.

Unklarheiten gibt es auch bei geschützten Werkstätten und anderen Einrichtungen des zweiten Arbeitsmarkts. Zahlreiche Ateliers produzieren weiter, obwohl sich die Hygiene- und Abstandsvorschriften im Alltag kaum umsetzen lassen. Auch im Bereich Wohnen hat die Sparpolitik der letzten zwei Jahrzehnte ihre Spuren hinterlassen: Es bestehen kaum räumliche und personelle Reserven, wie sie jetzt in der Krise notwendig wären – etwa für eine Verkleinerung der Gruppen, für eine räumliche Distanzierung, fürs Essen in Schichten und dergleichen.

Die wirtschaftliche Struktur des Sozialbereichs – oft sind kleine Stiftungen oder Vereine die Arbeitgeber – ist eher derjenigen in der Kulturwirtschaft oder im Sport vergleichbar als beispielsweise derjenigen im Gesundheitswesen. Die Verwerfungen der aktuellen Krise treffen die Betriebe unterschiedlich. Vielerorts braucht es, weil rückzahlbare Kredite kaum helfen, auch im Sozialbereich Beiträge à fonds perdu. Die Politik steht in der Pflicht, das soziale Netz der Schweiz zu erhalten.

Auskunft: Christoph Schlatter, VPOD-Zentralsekretär: 079 774 77 67

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