VPOD-Umfrage: Lehrpersonen als Krisenmanager

Von: Christine Flitner/ VPOD

Lehrpersonen top engagiert, zwiespältige Noten für die Schulleitungen und grosser Klärungsbedarf bei den digitalen Hilfsmitteln: Die Ergebnisse der VPOD-Umfrage zeigen, wie die Lehrpersonen die Corona-Krise gemeistert haben und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden müssen.

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Mithilfe einer Befragung hat der VPOD untersucht, welche Erfahrungen Lehrpersonen und Dozierende in den Monaten des Fernunterrichts gemacht haben. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Der Grundtenor: Die vergangenen Monate waren sehr anstrengend und herausfordernd, zum Teil an der Grenze der Überforderung, doch die Lehrpersonen haben sich auf allen Stufen mit grosser Bereitschaft, Flexibilität und Energie auf die völlig unerwartete Situation eingelassen und versucht, nicht nur den Bildungsauftrag einzulösen, sondern an vielen Stellen darüber hinaus auch zur Stabilisierung der Kinder in dieser ungewöhnlichen Situation beizutragen.

Wichtige Erkenntnisse der Umfrage:

In der Krise zeigte sich deutlich, was auch sonst nicht oder im Gegenteil gut funktioniert. Die Rückmeldungen zu den Schulleitungen reichen von «katastrophal» und «unterirdisch» bis zu «differenziert, wertschätzend, stützend, ermutigend», einige Schulleitungen waren offenbar komplett überfordert.

Die Lehrpersonen selbst verfügten grossmehrheitlich über die nötige technische Ausstattung, um den Fernunterricht zu bewältigen. Sehr viel schlechter sah es bei den Schülerinnen und Schülern aus: Nur knapp die Hälfte verfügte über die notwendige Ausrüstung, um dem Unterricht zu folgen und die Aufgaben zu erledigen. Erwähnt wurden fehlende Geräte, fehlender Zugang (weil andere Familienmitglieder auch Bedarf hatten), unzureichende Internetverbindung, fehlende Ausstattung der Geräte (Kamera, Audio), fehlende Drucker und fehlendes Know How der Eltern, wenn sie Apps aufladen sollten, u.a.

Vielsagend sind auch die Rückmeldungen zum Thema Vereinbarkeit. Obwohl ein Drittel der Lehrpersonen Betreuungspflichten für Kinder unter 16 hatte, hatten nur 20% überhaupt von der Möglichkeit der Freistellung für Betreuungsaufgaben gehört.

Die Krise ist nicht vorbei, und das kommende Schuljahr wird weiterhin von Quarantänen, wechselhaften Maskenvorschriften, vielfältigen Schutzkonzepten und Regelungen geprägt sein. Daher ist es wichtig, Konsequenzen aus den vorliegenden Erfahrungen zu ziehen.

  • Einige Schulleitungen müssen über die Bücher, was ihre Führungsmethoden und den Informationsfluss angeht. Top-down-Direktiven ohne Rücksprache mit den Lehrpersonen sind nicht einfach schlechter Stil, sondern es geht auch wertvolles Erfahrungswissen der Lehrpersonen verloren und zudem führt es zu schlechter Stimmung innerhalb des Teams, zu verstecktem Widerstand, Handlungsunfähigkeit, und es steigert die Erschöpfungsraten bei den Lehrpersonen.
  • Der ganze Themenkomplex «digitale Hilfsmittel» muss gründlich angesehen werden. Hier haben die Lehrpersonen jetzt ausführliche, vielfältige Erfahrungen gesammelt, die aufgegriffen und in konkrete Massnahmen umgesetzt werden müssen, auch im Hinblick auf mögliche weitere Phasen des Fernunterrichts.
  • Auch das Thema Vereinbarkeit muss auf die Agenda: Homeoffice und Kinderbetreuung sind nicht gleichzeitig zu machen.

Weitere Ergebnisse der Umfrage und Grafiken