Internationaler Tag der Muttersprache

Von: Johannes Gruber

Am 21. Februar 2020 wird weltweit der "Internationale Tag der Muttersprache" gefeiert. Eine Gelegenheit, den herkunftssprachlichen Unterricht in der Schweiz zu thematisieren, der in einer Vielzahl von verschiedenen Sprachen, doch oft unter prekären Bedingungen stattfindet. Der VPOD engagiert sich deshalb für die Integration dieses Unterrichts in das öffentliche Bildungswesen der Schweiz.

Am 21. Februar wird der "Internationale Tag der Muttersprache" begangen. Seit 2000 ist dies der UNESCO-Gedenktag zur "Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit".

Durch Einwanderung hat die Sprachenvielfalt in der Schweiz zugenommen. Im herkunftssprachlichen Unterricht (HSU, veraltet auch Unterricht in heimatlicher Sprache und Kultur HSK genannt), der als fakultatives Fach in den Volksschulen stattfindet, lernen Tausende von Kindern mit Begeisterung in ihrer Muttersprache. Eltern nicht-deutscher Erstsprache und gemischtsprachige Familien sind stark an diesem Angebot für ihre Kinder interessiert. Die vielen hierzulande verbreiteten Sprachen sind eine kulturelle Bereicherung und von volkswirtschaftlichem Nutzen für unser Land. Durch die Förderung dieser Sprachen wird auch Wertschätzung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund zum Ausdruck gebracht und ein Beitrag zu deren Integration geleistet. Wie wissenschaftliche Studien zeigen, trägt der Unterricht in der Erstsprache zudem zur Chancengerechtigkeit im Bildungswesen bei, indem die Kinder von Einwandererfamilien dadurch auch die Schulsprache leichter erlernen.

Seit Jahrzehnten gibt es in der Schweiz Diskussionen darüber, wie man den HSU-Unterricht besser in das öffentliche Bildungswesen integrieren kann. Zum Beispiel wurde in den Kantonen Zürich und Basel-Stadt ein verbindlicher Rahmenlehrplan für HSK-Unterricht entwickelt, der eine bestimmte Qualität des Unterrichts garantieren soll. Doch führt der HSU-Unterricht weiter oft ein Randdasein in den Schulen. HSU-Lehrpersonen wollen darum zum Tag der Muttersprache Einblick geben in einen wenig bekannten, doch attraktiven, lebhaften und vielsprachigen Teil heutiger Schulen.

Mittel- bis langfristiges Ziel sollte es sein, den HSU-Unterricht vollständig in das öffentliche Bildungswesen der Schweiz zu integrieren, damit sowohl eine hohe Unterrichtsqualität wie auch gute Anstellungsbedingungen für die Lehrpersonen garantiert werden können.

Interessengemeinschaft Erstsprachen

2008 wurde auf Initiative des VPOD die "Interessengemeinschaft Erstsprachen" IGE gegründet. Die IGE ist ein Zusammenschluss von rund 50 Institutionen und Organisationen sowie über 70 Einzelpersonen aus verschiedenen in der Schweiz lebenden Sprachgruppen, aus dem Bildungswesen und aus der (Sprach)Wissenschaft. Gegründet wurde die Vereinigung mit dem Ziel, die Vielsprachigkeit der Schweiz mittels einer geeigneten Sprachenpolitik und einem qualifizierten Sprachunterricht in den Schulen zu fördern.