Was viele Arbeitnehmende in diesem Bereich sehr verärgert, ist, systematisch als Zielgruppe bezeichnet zu werden, auf welcher die meisten Massnahmen und Gesundheitsrisiken lasten.
Kurzer Rückblick:
1. Covid-19-Welle: Der Bundesrat erlaubte, dass das Spitalpersonal länger als die auf 50 Stunden gesetzlich begrenzte wöchentliche Arbeitszeit arbeiten kann. Gleichzeitig wurden die Schutzmasken und das Schutzmaterial rationiert. Es wurden keine Tests durchgeführt, das Personal wurde aber zur Arbeit aufgeboten und musste sich der Gefahr eines noch unbekannten Virus aussetzen. Die Mitarbeitenden, die zur Gruppe der besonders gefährdeten Personen zählten, durften ihre Wohnung nicht verlassen, um nicht infiziert zu werden, mussten jedoch trotzdem arbeiten gehen.
2. Covid-19-Welle: Angestellte des Gesundheitsbereichs mussten bei Bedarf zur Arbeit, auch mit einem positiven Testergebnis. Auch obligatorische Quarantänebestimmungen galten für sie teilweise nicht.
Die Behörden betonten während dieser Zeit mehrfach, dass all diese besonderen Massnahmen zum Wohle der Bevölkerung getroffen wurden. Es ist respektlos und irreführend, nun zu suggerieren, dass Pflegekräfte rücksichtslos sind, eine grössere Impfskepsis als der Rest der Bevölkerung aufweisen und Patient*innen und Heimbewohner*innen einem Risiko aussetzen.
Wie viele Überstunden? Wie viele Burnouts? Wie viele Todesfälle? Wie viele Kündigungen? Wir wissen es nicht, obwohl wir diese Info seit über einem Jahr einfordern. Es gibt zwar Applaus und Anerkennung seitens der Bevölkerung. Anerkennung geschweige denn Belohnungen seitens der Behörden gibt es jedoch nur selten und in geringem Umfang. Auch wartet das Personal weiterhin vergeblich auf Antworten auf seine schon vor Jahren formulierten Forderungen nach mehr Personal sowie besseren Arbeitsbedingungen und Löhnen.
Und jetzt soll womöglich eine Impfpflicht einführt werden zum Wohle von Patient*innen und Heimbewohner*innen? Dieses Argument ist ein Vorwand. Tatsächlich geht es eher um das Risiko des Personalausfalls. Die Patient*innen und Heimbewohner*nnen werden dann gut behandelt und geschützt, wenn es genug und gut ausgebildetes Personal gibt und wenn genügend Zeit vorgesehen wird, um die Hände zu desinfizieren, die Kleidung zu wechseln und die Pflege sicher zu planen. Ja: Impfstoffe gehören zu diesem Bündel von Sicherheits- und Schutzmassnahmen, aber nicht nur und sicher nicht als Zwangsmassnahme für das Gesundheitspersonal.
Weitere Auskünfte:
Elvira Wiegers, Zentralsekretärin Gesundheit. Tel: 079 242 06 67