Höhere Löhne statt höheres Rentenalter

Von: VPOD

Medienkonferenz zum Auftakt der Mobilisierung für den feministischen Streiktag vom 14. Juni.

Lucas Dubuis/ SGB

Rede von Elena Marti:

Ich bin Elena Marti, 30 Jahre jung und von Beruf Kinderbetreuerin. Täglich leiste ich Care-Arbeit. Ich übe meinen Job gerne aus, schliesslich habe ich ihn mir bewusst ausgesucht. Dennoch gibt es zahlreiche Probleme, die dieses Berufsfeld begleiten. Zwar ist meine Care-Arbeit bezahlt, was es bei den allermeisten Frauen nicht der Fall ist, doch ich verdiene zu wenig. Auch meine Kolleginnen in der Pflege und in der Altersbetreuung verdienen zu wenig. Stereotype Frauenberufe liegen oft in einem tiefen Lohnsektor, die Lohnverteilung ist sehr asymmetrisch. Unsere Arbeit ist systemrelevant und wird trotzdem nicht ernstgenommen. Es fehlt an Ressourcen und Geld, doch jene, die am Hebel sind, sprechen es nicht zu. Von einer Gleichberechtigung in der Gesellschaft sind wir noch weit entfernt.

Unser Berufsalltag ist äusserst anstrengend. Zu 100% arbeitet kaum jemand, weil das Burnout-Risiko bei den fehlenden Ressourcen so hoch ist. Mich schockiert der Fakt, dass Kinderbetreuung immer noch nicht überall garantiert sind. Gerade in ländlichen Regionen gibt es nur wenige Plätze und diese sind teuer. Da wird die Betreuungsarbeit stattdessen von Müttern oder Grossmüttern übernommen, unbezahlt.

Ein generell tiefer Lohn und dann noch ein Teilzeitpensum, das hat merkliche Folgen – nicht nur jetzt, sondern auch für unsere Renten. Es fehlt insbesondere in der 2. Säule, da die meisten Kinderbetreuer*innen gar nichts oder nur wenig darin einzahlen können. Im Vergleich zu einem Mann in meinem Alter, der 80-100% und zu einem besseren Lohn arbeitet, ist mein Beitrag an die 2. Säule nichts. Frauen erhalten schon jetzt durchschnittlich einen Drittel weniger Rente. Jede 10. Frau ist von Altersarmut betroffen, während es nur jeden 20. Mann trifft. Die Ungleichheit könnte offensichtlicher nicht sein und doch will das Parlament nun einseitig auf Kosten der Frauen abbauen, mit einer AHV-Vorlage, die für meine Kolleginnen und mich nichts als ein HOHN ist.

Deswegen demonstriere ich am 14. Juni mit! Ich solidarisiere mit allen Frauen, die physisch kein Jahr länger arbeiten können. Mit jenen, die arbeiten wollen, aber denen der Arbeitsmarkt einen Strich durch die Rechnung macht. Mit jenen Frauen, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben und trotzdem jeden Rappen zweimal umdrehen müssen im Alter. Ich solidarisiere mit jenen, die wie ich täglich arbeiten und ihren Beruf super ausüben, obwohl sie unterbezahlt und sich den Konsequenzen bewusst sind. Wir wollen keine Kürzungen auf Kosten der Frauen. Nein: Was wir brauchen, ist endlich mehr Respekt für unsere Arbeit, und echte Gleichstellung in der Gesellschaft. Mit besseren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen.