Die Abwanderung der Pflegenden schreitet fort. Kein Wunder, denn die Umsetzung der Pflegeinitiative stockt.
Das Gesundheitsbündnis – mit VPOD, Unia, Syna und den Personalverbänden der Pflege – warnt schon die ganze Zeit. Inzwischen schlägt auch der Verband schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte VSAO Alarm: Einerseits wirke sich der Personalmangel bei der Pflege immer stärker auch auf die Arbeitsbelastung der Ärztinnen und Ärzte aus, andererseits gebe es auch in dieser Berufsgruppe inzwischen zu wenig Fachkräfte. Bedenklich: Immer mehr Betten – teilweise bis 15 Prozent – müssen in den Spitälern wegen Personalmangels geschlossen werden. Schlimm, auch für die Betroffenen, sind die langen Wartezeiten: Termine für ambulante Behandlungen und Konsultationen gibt’s oft erst nach Monaten.
Dem Gesundheispersonal den Rücken stärken
Gerade jetzt wäre es umso wichtiger, dem Gesundheitspersonal den Rücken zu stärken. Und zwar nicht nur, indem man die Arbeitsbedingungen und Löhne deutlich anhebt. Sondern auch mit der Perspektive auf einen menschenwürdigen Ruhestand. Vielen Angestellten aus dem Gesundheitsbereich droht nämlich die Altersarmut, da sie wegen der grossen physischen und psychischen Belastung im Beruf mehrheitlich Teilzeit arbeiten. Die Einkommenseinbussen mögen während der aktiven Zeit hinnehmbar sind – nach der Pensionierung resultiert daraus aber eine mickrige Rente, von der sich nicht leben lässt.
Die Liste der Missstände, die immer mehr Arbeitnehmende so nicht mehr länger akzeptieren wollen, ist lang. Darauf steht weit oben die vielerorts noch immer fehlende Bereitschaft der Arbeitgeber, etwas für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu tun. Etwa auch indem sie den Wiedereinstieg nach der Geburt eines Kindes mit flexiblen Lösungen erleichtern würden.
Arbeitgeber können die Schieflage nicht länger schönreden
Seitens der Arbeitgeber ist in den vergangenen Monaten öfters zu hören: Ihr Berufsverbände und Gewerkschaften redet die Gesundheitsberufe schlecht und macht sie damit unattraktiv. Wenn das unsere Intention wäre, hätten wir schon vor langer Zeit dezidierter darauf aufmerksam gemacht, dass die schlechten Arbeitsbedingungen und der Personalmangel zunehmend die Versorgung gefährden. Eine solche Skandalisierung haben wir nie angestrebt. Jetzt sind wir aber an einem Punkt, an dem auch die Arbeitgeber die Schieflage nicht länger schönreden können.
Endlich die Missstände anpacken
Mit dem Ja zur Pflegeinitiative haben Politik, Behörden und die Kantone den Job gefasst, mit entsprechenden Rahmenbedingungen den Personalmangel zu beheben und bessere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Die Arbeitgeber stehen genauso in der Pflicht, ihren Beitrag zu leisten, indem sie konstruktiv mit den Sozialpartnern zusammenarbeiten und ihre Angestellten stärker in die Arbeitsorganisation miteinbeziehen.
Für Samstag, 26. November, hat es eine Protestaktion auf dem Bundesplatz in Bern geplant.
Mehr Infos zu der Veranstaltung
Du bist VPOD-Mitglied, arbeitest im Gesundheitsbereich und möchtest am 26. November. an der Protestaktion in Bern teilnehmen? Melde dich bei deinem Regionalsekretariat. Der VPOD übernimmt die Kosten für deine Zugfahrt (Halbtax, 2. Klasse).
Zudem gibt es weitere regionale Mobilisierungen
Bern:
Kundgebung «Preise rauf? Löhne rauf!».Kundgebung am 18.11.2022, 16:00 - 17:00 Uhr. Waisenhausplatz Bern.
St. Gallen:
Walk of Care am 28.11.2022 um 17 Uhr auf dem Kornhausplatz
Luzern:
Gemeinsames Transpimalen am 15.11.2022 um 18:30 - 20:30 Uhr im Sekretariat VPOD Zentralschweiz, Theaterstrasse 7, Luzern
Walk of Care am 28.11.2022 um 17 Uhr am Mühlenplatz Luzern