Pandemie, Personalmangel und Gewerkschaftskämpfe

Von: Elvira Wiegers

Rund 100 Kolleg:innen aus dem Gesundheitsbereich trafen sich in Lugano zu ihrer Konferenz. Im Mittelpunkt standen Gewerkschaftskämpfe als wichtigstes Mittel gegen den Pflexit.

Die Konferenz startete mit einer engagierten Grussbotschaft von Michela Pedersini, Präsidentin des VPOD Tessins und selber im Gesundheitssektor tätig. Als nächstes Highlight folgte der Auftritt von Guillaume Gobet, Gewerkschafter und ehemaliger Angestellter der Alters- und Pflegeheimkette Orpea in Frankreich, der über den skandalösen Umgang mit Angestellten und Heimbewohner:innen berichtete. Staatliche Gelder würden statt in bessere Arbeitsbedingungen und in besseres Essen für die Heimbewohner:innen in die Taschen der Aktionär:innen fliessen. Dies sei die Folge von Privatisierung und der völlig fehlenden demokratischen Kontrolle beim Umgang mit ebendiesen staatlichen Steuergeldern.

In einem zweiten Input berichtete die diplomierte Pflegefachfrau Silvia Habekost über den erfolgreichen Berliner Spitalstreik. Gemäss dem Prinzip des strukturbasierten Organizing – in Englisch: Collective bargaining - hatten sich Tausende von Spitalangestellten eingebracht und an den Verhandlungen teilgenommen. Dies habe deshalb zur Erfolg geführt, weil die Arbeitgeber schlichtwegs nicht länger wegschauen konnten. Gleichzeitig bot der Auftritt Tausender Angestellten Schutz vor Repression.

Erfolgreiche Protesaktionen in der Schweiz

Schliesslich berichteten Kolleginnen aus Genf und Basel über ihren Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne. Während die FaGe aus der Westschweiz mittels sehr gut organisierten Streiks eine bessere Lohneinstufung erreichen konnten, gelang es den Nordschweizer Kolleginnen, die Schliessung von Betten zu erzwingen, um den Kollaps des Personals zu verhindern.

Am Freitag wurde Friederike Flückiger aus der Westschweiz als neue Präsidentin der Gesundheitskommission gewählt, in ihrer Rede hob sie Bedeutung einer starken Gewerkschaft hervor. Eine Gewerkschaft sei nur stark, wenn es ihr gelinge, Mitglieder zu gewinnen und mehr Verhandlungsmacht zu erlangen. Wie wichtig dies ist, bestätigte der VPOD Tessin, die im Gesundheitsbereich erfolgreichste Region innerhalb des VPOD. In einem Input legte sie prägnant und knackig die Erfolgsfaktoren ihrer Gewerkschaftsarbeit dar.

Die Konferenz sprach zudem ihre Solidarität gegenüber den Angestellten des Lausanner Unispitals CHUV bei ihrem Arbeitskampf aus wie auch gegenüber eines Freiburger Bürger:innenkomitées, welches mit ihrer Initiative eine bessere Gesundheitsversorgung fordert

Des Weiteren diskutierten die Konferenzteilnehmer:innen über eine Resolution für ein besseres und transparenteres Anerkennungsverfahren bei ausländischen Diplome sowie über eine Resolution «Gleichstellung» zuhanden des Frauenstreiks vom 14. Juni.