Auf dem Kongress 2023 haben wir die Weichen dafür gestellt – unser Fokus ist der betriebliche Aufbau bis zur Streikfähigkeit.
Building our union!
Bis zur Streikfähigkeit? Dazu brauchen wir jedes einzelne Mitglied. Dazu brauchen wir dich! Wir werden unsere Mitglieder in einem systematischen Ausbildungsprogramm zu durchsetzungsstarken Gewerkschafter:innen ausbilden, sie vor Ort stärken und begleiten. Mit unseren Gewerkschafter:innen werden wir neue Organisierungs- und Verhandungsformate erarbeiten mit dem Fokus: mehr Beteiligung, mehr Mitsprache - die Gewerkschaft sind wir.
Fokusbranchen werden in 2024 der Nahverkehr und das Handwerk. Aber auch dem Abbau im Gesundheitswesen werden wir entschieden entgegentreten, genauso sowie den Missständen im Sozialwesen, der Bildung und Betreuung.
Der Kampf um die Reallöhne und Renten
Ein wichtiger Fokus ist und bleibt der Kampf gegen Reallohnkürzungen und Kaufkraftverluste. Die Teuerung mag sinken, die Preise steigen trotzdem weiter und weiter. Die hohen Lebenshaltungskosten und die sinkende Reallöhne stellen eine enorme Belastung für uns Arbeitnehmer:innen dar. Trotzdem weigern sich viele Arbeitgebende (und damit sind auch die Verantwortlichen in Parlamenten und Exekutivorganen gemeint), ihrem Personal das zu zahlen, was ihnen zusteht. Sie nehmen somit schulterzuckend in Kauf, dass die Kaufkraft ihrer Angestellten sinkt und sinkt. Mit dem betrieblichen Aufbau in 2024 werden wir unsere Verhandlungsmacht weiter stärken, wir werden die Mobilisierung fortsetzen und intensivieren, um diese Ignoranz der Arbeitgebenden und den sozialen Rückschritt zu stoppen.
Neu aufgestellt!
Neue Ausrichtung mit neuem Personal: Christian Dandrès folgt auf Katharina Prelicz-Huber. Am Kongress – er vereinigt alle 4 Jahre 300 Delegierte aus dem ganzen Land – wurde das Präsidium des VPOD neu bestimmt. Der Genfer SP-Nationalrat und Rechtsanwalt ist keiner, der nur Bestände verwaltet. Er sieht den VPOD genauso kämpferisch, wie es auch das Positionspapier will, das am Kongress angenommen wurde. Mit stehendem Beifall wurde in Locarno die scheidende Präsidentin verabschiedet. Am operativen Ruder steht weiterhin Natascha Wey – an der Spitze eines verjüngten Teams im Zentralsekretariat.
Gute Bildung und Wissenschaft - nur mit genügend Ressourcen!
Die integrative Schule steht in vielen Kantonen unter Beschuss, der Fachkräftemangel und die zunehmende Belastung in den Klassenzimmern werden politisch genutzt, um die Inklusionsbemühungen zu untergraben. An ihrem jährlichen Bildungsforum haben sich unsere Mitglieder aus der ganzen Schweiz hinter die inklusive Bildung gestellt - mit genügend Ressourcen. Es braucht mehr Entscheidungskompetenzen für Klassenlehrpersonen und Schulische Heilpädagogik, weniger Administration, mehr Teamteaching und Zeit für Zusammenarbeit. Insbesondere die VPOD-Lehrpersonen und Fachpersonen machten deutlich: "Es braucht kleinere Klassen statt Kleinklassen!
Prekäre Arbeit an Hochschulen
Die Arbeits- und Anstellungsbedingungen für Assistierende, Doktorierende und Postdocs an den Schweizer Hochschulen müssen dringend verbessert werden. Der Mittelbau leidet unter befristeten Verträgen, Machtmissbrauch und ständigem Konkurrenzkampf. Das schadet den Angestellten und der Qualität der Wissenschaft. Aus diesem Grund haben unsere Mitglieder die nationale Kampagne «Stable Jobs – Better Science» lanciert. Als gemeinsamer Höhepunkt fand 2023 ein Online-Austausch mit unserer britischen Schwestergewerkschaft UCU statt. Die zugeschalteten VPOD-Hochschulgruppen erfuhren mehr über die erfolgreiche gewerkschaftliche Organisierung und Streiks an britischen Hochschulen und diskutierten, wie der gewerkschaftliche Aufbau in der Schweiz gefördert werden kann.
Offene Verhandlungen am Theater Basel - ein Novum in der Schweiz!
Zu den neuen Organisierungs- und Verhandlungsformen zählt auch die vom technischen Personal am Theater Basel geführten "offenen Verhandlungen". Eine Verhandlungsdelegation, die aus über 30 Mitgliedern aus allen technischen Abteilungen besteht, entscheidet über alle strategischen und inhaltlichen Punkte während der Verhandlungen - nicht die Gewerkschaftsekretär:innen. Zudem können alle dem GAV unterstellten Mitarbeitenden an den Verhandlungen als Gäste teilnehmen. Dieses Format erfordert eine hohe Disziplin, Teamgeist und Beteiligung, aber es funktioniert: das extreme Machtgefälle zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden wird ausgeglichen!
Attacken aufs Handwerk
Auch wenn sie nicht reich werden in ihrem Job: Viele kommunale Angestellte in Bereichen wie Bau, Land, Forst oder Hauswartung haben anständige Arbeitsbedingungen. In der Stadt Bern zum Beispiel wurde ein neues, modernes Personalreglement durch die Volksabstimmung gebracht – trotz nicht abreissender gewerkschafts- und beamtenfeindlicher Attacken. Aber auch diese Berufsgruppen sind am Kämpfen. Zum Beispiel gegen die Angewohnheit der Behörden, laufend neue Aufgaben und Verantwortungen auf bestehende Pflichtenhefte zu packen, ohne dass das beim Lohn irgendwo sichtbar würde. Und laufend neue Bürokratie zu erfinden, die einem das Leben schwer macht...
Gesundheitswesen: Eskalation auf allen Ebenen
Gestartet ist das Jahr mit der Verbandskonferenz der Gesundheitskommission in Locarno, an welcher rund 100 Kolleg:innen aus der ganzen Schweiz teilgenommen haben. Die Konferenz hat klare Forderungen für die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen formuliert, welche dringlich umgesetzt werden müssen.
In der Waadt haben Angestellte des Kantons im Februar und März gegen die ungenügende Teuerungsanpassung protestiert und es wurde an vielen Orten gestreikt: Ein Zentrum der Streikbewegung war dabei das Lausanner Universitätsspital CHUV.
Die Lohnverhandlungsrunden in den Spitälern waren nur an wenigen Orten zufriedenstellend und sind in Basel-Land und im Aargau gar gescheitert. Hervorzuheben ist, dass langsam Bewegung in die Schichtzulagen kommt, wenn auch zögerlich. Viele Spitäler schreiben im Jahr 2023 voraussichtlich Rote Zahlen und in den ersten Spitälern kam es gar zu Stellenabbau. So wurden in St. Gallen 440 Stellen abgebaut, wogegen 3’000 Menschen auf die Strasse gingen. Der VPOD hat eine Petition lanciert, die mit 6’221 Unterschriften an die Regierung übergeben wurde und hat begonnen die betriebliche Organisierung in den St. Galler Spitälern aufzubauen.
Beendet wurde das Jahr mit der Lancierung der Referendumskampagne gegen EFAS: Die radikale Reform der Gesundheitsfinanzierung auf Kosten der Prämienzahler:innen, dem Gesundheitspersonal und der öffentlichen Gesundheitsversorgung erteilen wir eine klare Absage. Nein zu EFAS!
In 2024 werden wir weiter mit dem Aufbau in den Gesundheitsbetrieben fortfahren, denn eins ist klar: von allein ändert sich nichts, der Druck muss von der Basis kommen
Fahrplanwechsel auch bei den Arbeitsbedingungen im Nahverkehr!
Überlange Dienste, miserable Lohnentwicklung, schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Folgen: Stress, negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Personalmangel. Die Angestellten sind unter Druck und die Betriebe sind nicht mehr in der Lage, ihre Leistung zu erbringen.
Der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen ist dringend notwendig und wird in den Betrieben weitergeführt und intensiviert. Für einen besseren Miteinbezug des Personals, für menschlichere Dienstpläne, für einen Verbesserten Gesundheitsschutz und die Reduktion von Stresstreibern im Berufsalltag! Um das durchzusetzen, werden wir in 2024 eine Organisierungskampagne im Nahverkehr lancieren!
Für gute Arbeit im Luftverkehr!
Nach dem das Jahr 2022 geprägt war vom Kampf raus aus den Corona-Krisenmassnahmen, wurden in diesem Jahr die strategischen Kämpfe für die Zukunft aufgegleist. Im Zentrum dabei stehen die grundlegenden Interessen der Mitarbeiter:innen des Bodenpersonals nach fairen und guten Arbeitsstellen.
So lancierten wir eine Petition gegen Lohndumping am Flughafen Zürich in der eine GAV-Pflicht für alle Unternehmen gefordert wurde. Über 1000 Mitarbeiter:innen habe die Petition innert kürzester Zeit unterzeichnet.
Doch auch die Löhne stehen weiter unter Druck. Unsere Forderung nach einem generellen Teuerungsausgleich in den Unternehmen stösst auf viel Widerstand auf Seiten der Arbeitgebenden. Doch erste Erfolge konnten schon erzielt werden. Die SR- Technics hat die Löhne um ganze 5% erhöht und das rückwirkend ab Oktober.
Auch im neuen Jahr haben wir viel vor. Der Kampf für einen GAV für alle wird in eine entscheidende Phase treten. Unser Motto für das Jahr 2024 heisst entsprechend: «Weiter, immer weiter – für gute Arbeit im Luftverkehr!»
Personalmangel im Sozialbereich
Im Sozialbereich wird in vielen Institutionen und Betrieben händeringend nach Personal gesucht. Der Mangel an gesellschaftlicher Anerkennung, die fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte, die hohe psychische Belastung im Job, die unregelmässigen Arbeitszeiten und der zu tiefer Lohn führen dazu, dass viele Beschäftigte dem Sozialbereich schon nach kurzer Zeit ausgebrannt und enttäuscht den Rücken kehren und in Bereiche mit besseren Arbeitsbedingungen abwandern. In der Konsequenz ist die Fluktuationsrate überdurchschnittlich hoch. Der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen im Sozialbereich ist daher nötiger denn je. Besonders stossend sind die Arbeitsbedingungen den Heimen. Aus diesem Grund haben die wir die Kampagne “Faire Arbeitszeiten auch im Heim!” lanciert, aus der zum Beispiel in der Region Zürich eine Petition für bessere Arbeitsbedingungen in den Kinder- und Jugendheimen hervorgegangen ist. Und auch in der Kinderbetreuung tut sich einiges: mit einer breiten Kampagne und einer grossen Versammlung bereiten wir die ersten GAV-Verhandlungen in der Deutschschweiz vor.
Immer noch heisst es: Mehr Gleichstellung!
Nach intensiven Vorbereitungen ist am 14. Juni 2023 erneut eine violette Welle durch die Schweiz gezogen. Im Vorfeld kleingeredet, protestierten über 300’00 Frauen und solidarische Personen auf der Strasse für mehr Lohn, Zeit und Respekt. Und auch in den VPOD-Betrieben war Einiges los: von den Lehrer:innen in Basel, über die Pfleger:innen und Hebammen in Bern bis zu den Sozialarbeitenden in Zürich haben zahlreiche VPOD-Gewerkschafter:innen an ihrem Arbeitsort mit Arbeitsniederlegungen, Protesten und Aktionen auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht.
Von einer echten Gleichstellung sind wir trotz dieser grossen Mobilisierung aber noch weit entfernt. Als nächstes kämpfen wir deshalb für eine 13. AHV-Rente, von der Frauen besonders profitieren.
Gemeinsam stark in NGOs!
Auch viele Angestellte in NGO, Vereinen, Stiftungen, Gewerkschaften, Verbänden und Parteien erlebten das Jahr 2023 als unsichere Zeit, in denen Solidarität gefragt ist. Der Spardruck im Sozial- und Arbeitsintegrationsbereich wird knallhart an die externen Leistungserbringer weitergegeben. Viele NGO, die wichtige Leistungen des Service Public erbringen, müssen deshalb Stellen und Löhne kürzen. Wir fordern deshalb einen Teuerungsausgleich in den Leistungsverträgen! Der Spardruck darf nicht auf die Angestellten von NGO abgewälzt werden!
Doch gemeinsam sind wir stark! Wir haben im Jahr 2023 mehrere Gesamtarbeitsverträge abgeschlossen, Personalkommissionen aufgebaut und unterstützt, gewerkschaftliche Weiterbildungen durchgeführt, Mitglieder arbeitsrechtlich beraten und kontinuierlich auf die sich verschlechternden Bedingungen in NGO, die für die öffentliche Hand tätig sind, aufmerksam gemacht. Gemeinsam werden wir auch im Jahr 2024 für gute Arbeitsbedingungen für NGO-Angestellte kämpfen!