Schulstart 2024: VPOD fordert umfassende Entlastung und mehr Chancengleichheit

Von: Fabio Höhener

Die Schweizer Kantone starten ins neue Schuljahr. Die strukturellen Probleme bleiben dieselben.

Lehrkräftemangel und Erschöpfung des Personals sind die Folge davon. Wir als Gewerkschaft der Lehrpersonen fordern für das kommende Schuljahr von der EDK und den Kantonen griffige Massnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsqualität und der Arbeitsbedingungen.

1. Dringende Entlastung

Die Entlastung des Lehrpersonals ist dringend notwendig, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern, die Attraktivität des Berufs zu erhöhen und die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer zu schützen. Der Beruf muss so gestaltet werden, dass er langfristig ohne Gesundheitsrisiken ausgeübt werden kann. Wir fordern auf allen Bildungsstufen kleinere Klassen, Teamteaching, ausreichend Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts und eine Entlastung von Bürokratie, damit sich das Fachpersonal auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann. Dies ermöglicht ein besseres Lernklima und eine gezieltere individuelle Betreuung und Förderung. Unterricht ist Beziehungsarbeit, die genügend Zeit braucht. Andernfalls drohen weiterhin verwaiste Klassen nach den Sommerferien und der Einsatz von nicht oder unzureichend ausgebildetem Personal.

2. Ressourcen für Inklusion statt Separation

Alle Schülerinnen und Schüler in der Schweiz sollen unabhängig von ihrer Herkunft oder ihren individuellen Voraussetzungen die gleichen Bildungschancen erhalten. Im Zentrum steht eine inklusive Bildung, die alle Kinder fördert und unterstützt. Die VPOD-Lehrpersonen setzen sich für Integration statt Separation ein und fordern konkrete Massnahmen zur Verbesserung der integrativen Schule. Entscheidungsprozesse müssen beschleunigt werden und es braucht mehr Zeit für die Integrationsarbeit, z.B. durch eine Reduktion der Pflichtlektionen oder andere bereits erwähnte Entlastungsmassnahmen. Die VPOD-Lehrpersonen lassen sich auch nicht von den populistischen Forderungen der Bildungsgegner einlullen. Es braucht kleinere Klassen statt Kleinklassen! Sophie Blaser, Präsidentin der VPOD-Verbandskommission Bildung, Erziehung und Wissenschaft, betont: "Die in Kantonen wie Basel oder Zürich vorgeschlagene Rückkehr zu mehr Separation entlastet weder die Schüler noch die Lehrpersonen und ist auch nicht günstiger, sondern schadet der Chancengerechtigkeit."

3. Massnahmen gegen die Hitze

Angesichts der sich häufenden Hitzewellen fordert der VPOD die kantonalen Bildungsdirektionen und die Schulleitungen auf, dringend Massnahmen zu ergreifen, um auf Hitzewellen zu reagieren und die Gesundheit der Mitarbeitenden und der Schülerinnen und Schüler zu schützen. Kurzfristig soll ein Plan entwickelt werden, der bei Hitzewellen aktiviert wird, um akzeptable Arbeits- und Lernbedingungen zu gewährleisten. Dazu gehören klare Richtlinien für Hitzefrei, die Bereitstellung von Ventilatoren, der Zugang zu Wasser und die Anpassung der Schulordnung. Mittel- und langfristig sollen Massnahmen wie die Wärmedämmung von Gebäuden, die Schaffung von Schattenplätzen, die Anpassung von Schulzeiten und -kalendern sowie die Verkleinerung von Klassen umgesetzt werden. Spätestens nach den Sommerferien sollen die Verhandlungen der kantonalen Direktionen mit dem VPOD über geeignete Massnahmen beginnen, sofern diese nicht bereits erfolgt sind.

4. Gerechte Entlöhnung aller Lehrkräfte

Lehrerinnen und Lehrer leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Bildung und Entwicklung unserer Kinder. Wir fordern deshalb eine faire Entlöhnung, die der hohen Verantwortung und dem Engagement gerecht wird. Viele Kantone haben es bisher versäumt, die Löhne an die steigenden Lebenshaltungskosten anzupassen und geraten so im Wettbewerb um geeignete Lehrpersonen ins Hintertreffen. Sophie Blaser unterstreicht: "Die Ungleichheiten zwischen den Schulstufen und den Kantonen müssen massiv abgebaut werden. Lohnunterschiede von mehreren 10 000 Franken zwischen den Kantonen oder den Schulstufen sind nicht mehr akzeptabel."

5. Sicherung der Lehrqualität durch nachhaltige Anstellungspolitik

Der VPOD fordert, dass die aktuellen Notanstellungen von Lehrpersonen ohne Lehrdiplom nicht zur Norm werden dürfen. Stattdessen müssen klare Massnahmen ergriffen werden, um den langfristigen Verbleib qualifizierter Lehrkräfte sicherzustellen. Dies bedeutet insbesondere, dass Laienlehrpersonen, die aufgrund des akuten Lehrkräftemangels angestellt wurden, eine Perspektive zur Nachqualifizierung und zum Erwerb eines anerkannten Lehrdiploms erhalten. Eine nachhaltige Anstellungspolitik darf nicht auf befristete Verträge und reduzierte Löhne setzen, sondern muss den Aufbau einer stabilen und gut ausgebildeten Lehrerschaft fördern. Dazu gehört auch die Unterstützung dieser Lehrpersonen während ihrer berufsbegleitenden Ausbildung. Nur so kann die Qualität der Bildung langfristig gesichert und der wiederholte Einsatz von unqualifiziertem Personal vermieden werden.

Der VPOD erwartet, dass die Verantwortlichen auf kantonaler und nationaler Ebene unverzüglich Massnahmen ergreifen, um die genannten Forderungen umzusetzen.