Wenn Schwangerschaft und Geburt zum Problem werden

Von: Xenia Wassihun

Eltern zu werden, gehört zu den einschneidendsten Erlebnissen im Leben. Und es hat einen hohen Preis, besonders für Mütter. Sie erfahren viele Nachteile im Beruf, das zeigt unsere Umfrage.

«Kind da, Job weg?» - unter diesem Titel hat der VPOD anlässlich des Feministischen Streiks eine Umfrage zur Diskriminierung junger Eltern am Arbeitsplatz lanciert. Über 1‘600 Personen haben daran teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen: Eltern und insbesondere Mütter sind von der Ankündigung der Schwangerschaft bis zur Rückkehr an den Arbeitsplatz Benachteiligungen im Job ausgesetzt. Viele Arbeitgeber kommen ihren gesetzlichen Pflichten nicht nach und halten den Gesundheitsschutz von Schwangeren und Stillenden nicht ein. Auch Väter werden auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt, zum Beispiel bei der Teilzeitarbeit.

Wichtigste Ergebnisse:

  • Die Hälfte der schwangeren Arbeitnehmerinnen (48%) wurden von ihrem Arbeitgeber weder über ihre Rechte noch über die Möglichkeiten zur Anpassung ihres Arbeitsplatzes informiert, obwohl das Arbeitsgesetz einen besonderen Gesundheitsschutz für Schwangere vorsieht.
  • Jeder vierten stillenden Arbeitnehmerin (25%) wurde weder ein Raum noch Zeit zum Stillen zur Verfügung gestellt, obwohl die Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet sind.
  • 80% der schwangeren Arbeitnehmerinnen waren im Verlauf ihrer Schwangerschaft am Arbeitsplatz abwesend– besonders häufig in den letzten Wochen vor der Geburt – und mussten sich krankschreiben lassen, was häufig eine Lohneinbusse zur Folge hat.
  • 85% der befragten Mütter kehrten nach dem Mutterschaftsurlaub an ihren Arbeitsplatz zurück. Etwas mehr als jede zehnte Mutter (12 %) war bei der Rückkehr mit unerwünschte Bedingungen des Arbeitgebers konfrontiert.
  • 15% der befragten Mütter kehrten nicht an ihren alten Arbeitsplatz zurück, weil sie ihr Arbeitspensum nicht reduzieren konnten (28%), zu einer Aufhebungsvereinbarung gedrängt wurden (20%) oder weil der Arbeitgeber ihnen nach dem Mutterschaftsurlaub gekündigt hat (17%).
  • Jedem zwölften Vater bzw. anderen Elternteil (8%) wurde die Reduktion des Arbeitspensums verweigert.
  • Jede dritte Mutter (30%) hat sich aufgrund ihrer Elternschaft am Arbeitsplatz diskriminiert gefühlt, besonders häufig bei Beförderungen, Gehaltserhöhungen und Weiterbildungen.

Es braucht eine zeitgemässe Familienpolitik

Berufstätige Eltern sind heute vielfach auf sich allein gestellt. Sie kämpfen mit Vorurteilen im Beruf, fehlenden Betreuungsmöglichkeiten und zu wenig Zeit. Die Eltern sind im Dauerstress, statt Familienglück folgt die Erschöpfung. Deshalb braucht es eine zeitgemässe Familienpolitik.

Die feministische Kommission des VPOD hat auf der Basis der Umfrageergebnisse 14 Forderungen erarbeitet:

  • Wir fordern von den Arbeitgebern eine wirksame Umsetzung der arbeitsrechtlichen Schutzbestimmungen für alle Schwangeren, Wöchnerinnen und Stillenden.
  • Wir fordern die Einführung eines vierwöchigen vorgeburtlichen Urlaubs für Schwangere und eine Ausweitung der bestehenden Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaube auf 24 und 12 Wochen.
  • Wir fordern einen Adoptions- oder Pflegekinderurlaub von 36 Wochen für alle Formen der Elternschaft, der zwischen den Eltern aufgeteilt werden kann.
  • Wir fordern das Recht auf eine Anpassung des Beschäftigungspensums nach der Geburt und eine Verkürzung der Arbeitszeit.

Den Auswertungsbericht zur Umfrage und alle Forderungen findest du im untenstehenden Dossiers.


Downloads
16.12.2024 Dossier "Kind da, Job weg"? Ergebnisse der VPOD-Umfrage und Forderungen für eine zeitgemässe Familienpolitik PDF (265.2 kB)