Die Fachkräftesituation im Sozialbereich ist derzeit äusserst angespannt. Dies belegt die gestern veröffentlichte Studie von SAVOIRSOCIAL und SASSA. In einigen Arbeitsfeldern wie der ambulanten familienergänzenden Kinderbetreuung, der stationären Kinder- und Jugendhilfe oder im Bereich Migration und Asyl ist die Situation besonders kritisch. Aber auch in den übrigen Arbeitsfeldern wechseln im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittlich viele Beschäftigte nach kurzer Zeit die Stelle oder verlassen den Sozialbereich ganz.
Der VPOD hat deshalb ein Positionspapier erarbeitet, in dem er Massnahmen zur Aufwertung und Entlastung der Sozialberufe fordert und aufzeigt, welche Massnahmen aus Sicht der Beschäftigte geeignet sind, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Hauptgründe für den Personalmangel im Sozialbereich
Die Ressourcenknappheit auf allen Ebenen bringt die Beschäftigten regelmässig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Tiefe Löhne, eine hohe Arbeitsbelastung bei knappen zeitlichen und personellen Ressourcen, mangelnde berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die geringe gesellschaftliche Anerkennung sind die Hauptgründe, warum viele Beschäftigte dem Sozialbereich den Rücken kehren. Mit gravierenden Folgen: im Sozialbereich hängt gute «Versorgungsqualität» in hohem Masse davon ab, ob ausreichend fachlich qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Ist dies nicht der Fall, tragen die verwundbarsten Mitglieder der Gesellschaft die Kosten.
Der VPOD fordert Aufwertung und Entlastung
Um der Fachkräfteknappheit entgegenzuwirken und die Verweildauer im Sozialbereich zu erhöhen, braucht es eine Aufwertung und Entlastung der sozialen Berufe mit Fokus auf den Personalerhalt. Dabei unterscheidet der VPOD zwischen Massnahmen in der Ausbildung, im Berufseinstieg, im Beruf und in der beruflichen Weiterentwicklung:
- Ausbildung stärken: Erhöhung der Ausbildungsplätze, bessere Bedingungen für berufsbegleitende Ausbildung und Quereinsteigende, Stärkung der praktischen Ausbildung
- Berufseinstieg erleichtern: Praxisorientierter Einführungsprozess, schrittweise Erhöhung der Arbeitsbelastung, Entlastung für erfahrene Mitarbeitende
- Berufe attraktiver machen: Deutliche Anhebung des Lohnniveaus, flächendeckender Mindestlohn nach abgeschlossener Berufslehre, Verbesserung der Arbeits- und Ruhezeiten, Unterstützungsangebote, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Berufliche Weiterentwicklung fördern: Breiter Zugang zu Weiterbildungsangeboten, finanzielle und zeitliche Unterstützung durch Arbeitgeber
Die Bewältigung des Fachkräftemangels im Sozialbereich erfordert auch das Engagement von Politik und Gesellschaft. Es bedarf eines Umdenkens hinsichtlich der Bedeutung sozialer Berufe für unsere Gesellschaft. Soziale Arbeit muss endlich als das anerkannt werden, was sie ist: unverzichtbar und wertvoll für die gesamte Gesellschaft.
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04.02.2025 | VPOD-Positionspapier Fachkräftemangel im Sozialbereich | PDF (523.0 kB) |