Care-Arbeit

Wer erledigt Care-Arbeit? Wer pflegt uns im Alter? Wer schaut auf die Kinder, wenn Frauen zunehmend erwerbstätig sind? Und wer bezahlt Care-Arbeit?

Care-Arbeit ist unbezahlte und bezahlte Betreuungs-, Pflege- und Hausarbeit für Kinder und Pflegebedürftige. Sie wird seit jeher geleistet, in der Mehrheit von Frauen. Care-Arbeit erfährt praktisch keine gesellschaftliche Anerkennung. Da immer mehr Frauen erwerbstätig sind und weniger Zeit für die unbezahlte Arbeit zuhause aufwenden können und wollen, wird Care-Arbeit vermehrt auf private Pflege- und Betreuungseinrichtungen und auf Institutionen (Spitäler, Heim, Kitas) übertragen. Auch die erhöhte Lebenserwartung führt zu einem zunehmenden Bedarf an ausserfamiliärer Betreuung und Pflege.

Probleme im Care-Bereich

  1. Care-Arbeit ist ungerecht aufgeteilt. Schlecht bezahlte Migrantinnen pflegen alte Menschen zuhause, Frauen übernehmen den grössten Teil der Kinderbetreuung daheim und in der Kita.
  2. Care-Arbeit gilt als Frauentätigkeit, ist nicht anerkannt und die Berufe sind traditionell schlecht bezahlt.
  3. Unbezahlte Care-Arbeit neben einem Lohnerwerb führt zu Doppelbelastungen in Familie, Beruf und im Sozialleben.
  4. Unbezahlte Care-Arbeit erfordert oft Lohnarbeit in Teilzeit. Daher müssen Einbussen bei Lohn, Karriere und Rente in Kauf genommen werden.

Wir vom VPOD fordern, dass die von Frauen geleistete, unbezahlte Betreuungs- und Sorgearbeit auf dem Arbeitsmarkt stärker berücksichtigt wird und zwar

  • bei den Arbeitsbedingungen
  • bei der Lohnentwicklung / Laufbahn
  • in den Sozialversicherungen

Gerechte Umverteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit

Bezahlte und unbezahlte Arbeit muss gerechter zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden. Der Anteil der Frauen an der unbezahlten Care-Arbeit beträgt stolze 61.1%. Im Jahr 2010 belief sich somit die Anzahl der von Frauen geleisteten unbezahlten Arbeitsstunden auf 8234.9 Millionen Stunden. Das führt zu Doppelbelastungen und Frust. Aber die ungerechte Verteilung findet auch zwischen Reich und Arm statt. Care-Migrantinnen werden zunehmend im privaten Haushalt angestellt, oft zu unwürdigen Bedingungen.

Anerkennung der Care-Arbeit

Traditionelle Frauentätigkeiten wie Kinderbetreuung oder Pflege sind nach wie vor zu schlecht bezahlt. Zudem stehen Pflege- und Betreuungsinstitutionen vermehrt unter Spar- und Rationalisierungsdruck, was sich ebenfalls negativ auf Anstellungen und Löhne auswirkt. Wir fordern daher Aufwertung von Sorgearbeit und bessere Löhne.

Erwerbsarbeit verkürzen

Das Care-Problem wird heute von vielen Frauen individuell gelöst, indem sie Teilzeit arbeiten. Die negativen Auswirkungen bekommen sie bereits während ihres Berufslebens zu spüren. Sie müssen Einbussen bei Lohn und Karriere hinnehmen und im Alter niedrige Renten. Wir fordern daher, die bezahlte Arbeit zu schützen und die Wochenabeitszeit zu reduzieren. Jede Person muss mit vollem Pensum Betreuungsarbeiten und andere gesellschaftliche Aufgaben wahrnehmen können.

Erschwingliche & bedarfsgerechte Angebote zur Entlastung der Betreuenden schaffen

Damit Erwerbsarbeit und Betreuungsaufgaben vereinbar sind, braucht es gute und bedarfsgerechte Angebote mit flexiblen Betreuungszeiten. Aber ebenso wichtig ist für die emotionale Entlastung eine hohe Qualität der nach aussen gegegeben Betreuungsarbeit.

Care-Arbeit ist Teil des Service Public

Die Politik muss anerkennen, dass der Bedarf an Care-Arbeit zunimmt. Die steigende Lebenserwartung und die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen führen dazu, dass der Bedarf an Betreuungsarbeit weiter wächst. Der Staat muss dafür Geld bereitstellen und in diesen Sektor investieren.

Wir stellen uns gegen die neoliberale Abbaupolitik von bürgerlicher Seite. Steuersenkungen und Sparprogramme setzen oft in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziales an und treffen daher die Frauen überdurchschnittlich. Damit verschiebt sich die bezahlte Arbeit vermehrt zur unbezahlten und der Staat spart: Auf dem Rücken der Frauen.