Rückblick auf ein schwieriges Jahr

Von: VPOD Zentralsekretariat

Die Beschäftigen im Service public stehen an der Grenze zur Erschöpfung - 2021 war ein schwieriges Jahr für alle.

Ein Ende der Gesundheitskrise ist in den nächsten Monaten immer noch nicht in Sicht, die Situation im Gesundheitswesen ist alarmierend und auch die Schulen und Hochschulen, die Sozialbetriebe und Betreuungseinrichtungen werden alleinig vom übermenschlichen Einsatz des Personals getragen. Unter den aktuellen Bedingungen bleibt gewerkschaftlicher Aufbau und Mobilisierung sehr schwierig, das bestätigen auch unsere Mitglieder in den Betrieben. Das Personal schafft es nebst der arbeitsbedingten Belastung kaum, die eigenen Rechte zu verteidigen.

Trotzdem haben wir mit gesammelten Kräften beim Bund, bei den Kantonen und Arbeitgebern Druck gemacht. Wir haben mobilisiert, mit stets coronagerechten Aktionen und Demonstrationen auf der Strasse, in den Betrieben und in der Politik.

Unser Jahresrückblick - Pandemiejahr 2


Bildung und Wissenschaft
Das Lehrpersonal steht weiterhin unter grossem Druck. Die steigenden Infektionszahlen an den Schulen erschweren ein reibungsloses, sorgenfreies Lernen und Unterrichten und gefährden die Gesundheit aller Menschen im und ausserhalb des Lebensraums Schule. Es braucht daher ein funktionierendes Gesundheitsmanagement und wirkungsvolle Massnahmen im Bildungsbereich um Schüler:innen sowie Lehr- und Betreuungspersonen zu schützen, zermürbende Quarantänesituationen zu vermeiden und letztendlich das Gesundheitssystem zu entlasten.

Es braucht in allen Kantonen und auf allen Stufen mehr Zeit, Ressourcen und Personal, um die Aufgaben weiterhin mit hoher Qualität erfüllen zu können. Das gilt auch für die prekären Anstellungsbedingungen beim Mittelbau der Hochschulen. Mit der eingereichten Petition Academia fordern wir unter anderem mehr unbefristete Verträge.

Gesundheitswesen

Die Situation in den Gesundheitsbetreiben ist alarmierend. Das Personal ist ausgelaugt und frustriert. Es herrscht ein eklatanter Personalmangel, der die Arbeitsbedingungen weiter verschärft, Einsatzpläne und Arbeitszeiten verdichtet. Der permanente Spardruck und Profitzwang der Gesundheitsinstitutionen wird gnadenlos dem Gesundheitspersonal aufgedrückt. Etwa in der Psychiatrie oder Geburtshilfe führt dies zu Schliessungen ganzer Abteilungen, während andernorts gleich der ganze Betrieb geschlossen wird oder der bestehende GAV gefährdet ist. Der einzige Weg, nachhaltige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Löhne durchzusetzen, führt über das Aufbauen von Druck direkt vor Ort in den Betrieben.

Sozialbereich

Auch im Sozialbereich arbeitet das Personal seit bald zwei Jahren am Anschlag. Zwar haben sich viele Prozesse unter den neuen Umständen etabliert, trotzdem bleibt es eine Herausforderung, soziale Tätigkeiten gemäss Hygieneregeln, mit Maske und/oder Distanz, zu erbringen. Die Qualität der Arbeit, auch von Beratung, leidet, und darunter leiden wiederum die Berufsleute. Sie vermissen ausserdem Wertschätzung und Anerkennung dafür, dass sie weitgehend klaglos mithelfen, die Schweiz durch die Pandemie zu tragen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass die sozialen Berufe eine deutliche Aufwertung auch finanzieller Art erfahren. Und Arbeitsbedingungen, die ausreichend Erholungszeit und Freiraum zum Durchatmen gewähren.

Luftverkehr
Der Luftverkehr ist durch die Corona-Krise weiterhin stark gefordert. Viele Kolleg:innen haben die Branche verlassen, gleichzeitig steigt das Flugvolumen wieder an. Die verbleibenden Mitarbeitenden stehen unter massivem Leistungsdruck, flankiert durch weiterhin finanzielle Einbussen beim Lohn. Aber wir bleiben dran: Aktuell befinden wir uns in Gesprächen mit dem Arbeitgeberverband über einen möglichen Branchen-Gesamtarbeitsvertrag.

Nahverkehr
Verschiedene Betriebe haben mit krankheitsbedingten Langzeitabsenzen und einem durch die Pandemie verschärften Personalmangel zu kämpfen. Mit Auswirkungen auf die Angestellten, die immer wieder Mehrarbeit leisten mussten. Diese muss gerecht entschädigt werden und darf keine Überbelastung darstellen. Zudem müssen die Betriebe den Personalbestand sicherstellen oder ausbauen. Gute Arbeitsbedingungen sind dazu das beste Mittel.

Die voranschreitende Digitalisierung stand auch im Jahr 2021 im Zentrum unserer gewerkschaftlichen Arbeit. Digitale Hilfsmittel zur Förderung effizienter Fahrweisen dürfen nicht für Disziplinar- oder Lohnmassnahmen missbraucht werden.

Auch das überarbeitete Arbeitszeitgesetz (AZG / AZGV) wirft viele Fragen auf und sorgt für Unsicherheiten. Wir bleiben dran und stellen sicher, dass das AZG und seine Verordnung im Sinne des Arbeitnehmendenschutzes angewandt werden.

NGO – Die Gesellschaft im Fokus
Während der Pandemie hat sich der Preisdruck auf Dienstleistungen im Sozial-, Kultur- und Umweltbereich weiter erhöht. Deshalb setzen wir uns für einen Ausbau der Arbeitsbedingungen ein und fordern, dass Leistungsverträge an Gesamtarbeitsverträge gebunden werden.

Nein zur AHV 21
Das Jahr 2021 stand im Kampf gegen das Rentenabbauprojekt AHV21. Die AHV ist die einzige Säule, die auch für Frauen funktioniert – und die soll nun geschwächt werden. AHV21 beinhaltet eine Rentenaltererhöhung und faktische Rentensenkung für Frauen mit lausigen Kompensationszahlungen für eine Übergangsgeneration. Am 18.9.2021 gingen deshalb 15‘000 Demonstrant:innen auf die Strasse. Und der Widerstand geht weiter. 2022 sind die Gewerkschaften und Linken auf Referendumskurs.

Bildung für alle – jetzt!
Seit Jahren engagieren sich VPOD-Lehrpersonen dafür, dass in der Schweiz das Recht auf Bildung auch für Geflüchtete umgesetzt wird. Im Rahmen unserer Kampagne «Bildung für alle – jetzt!» haben wir am 22. September dem Bundesparlament die Petition «Bildung und Arbeit für Geflüchtete ermöglichen!» mit 19‘209 Unterschriften übergeben.

Mit konkreten parlamentarischen Vorstössen und öffentlichen Veranstaltungen arbeiten wir weiter an der Durchsetzung von wirklichen Erleichterungen beim Bildungszugang für Geflüchtete.

Organisiert euch!
Gerade in diesen schwierigen Zeiten braucht es Zusammenhalt und aktive Gewerkschaftsarbeit, damit die am stärksten Betroffenen unterstützt werden und wir gestärkt durch die Krise kommen – und aus ihr heraus. Sag es auch deinen Kolleg:innen - nur gemeinsam schaffen wir es durch und aus der Krise!


Galerie: Jahresrückblick 2021