Auf zum feministischen Streik

Von: Michela Bovolenta, Xenia Wassihun

Die 14. VPOD-Frauenkonferenz ruft einstimmig zu einem weiteren feministischen Streik am 14. Juni 2023 auf.

Eric Roset

Die 14. VPOD-Frauenkonferenz ruft einstimmig zu einem weiteren feministischen Streik am 14. Juni 2023 auf. 100 Delegierte aus der ganzen Schweiz diskutierten darüber, wie und warum man einen neuen feministischen Streik durchführen sollte, sowie über die Notwendigkeit, die gewerkschaftliche Organisation zu stärken, um die Rechte der Arbeitnehmerinnen im Alltag besser verteidigen zu können.

Die Bilanz der letzten vier Jahre fällt gemischt aus: Der 14. Juni 2019 war eine historische Mobilisierung und weckte eine immense Hoffnung auf Veränderung, zumal zur gleichen Zeit, die von der jungen Generation getragenen Klimastreiks stattfanden. Dann kam die Pandemie, die den Schwung des feministischen Streiks gebremst hat, jedoch gleichzeitig auf all die Berufe aufmerksam machte, die für das Funktionieren der Gesellschaft unerlässlich sind und überwiegend von Frauen, nonbinären, inter und trans Personen ausgeübt werden: in den Spitälern, in den Kitas, in den Schulen. Die Hoffnung, dass diese Berufe aufgewertet werden, wich schnell der Enttäuschung.

Wir sahen, wie die Mächtigen erneut eine Rückkehr zur Normalität und zur männlichen Norm durchsetzten und ihre Profite über unser Leben stellten! Sie haben die Gleichstellung auf ein Luxusprodukt reduziert, das nur bürgerlichen Frauen vorbehalten ist. Für uns bedeutet Gleichstellung jedoch mehr als nur mehr gewählte Frauen im Parlament, mehr Frauen in den Vorständen und mehr Führungskräfte in den Unternehmen zu haben. Diese 1-prozentige Gleichstellung kam während der Abstimmungskampagne zu AHV 21 deutlich zum Ausdruck: Die bürgerlichen Frauen haben gegen uns gekämpft und uns mit einer Mehrheit der Männer aufgezwungen, ein Jahr länger arbeiten zu müssen. Sie zeigten keine Solidarität gegenüber den Frauen, non-binären, inter und trans Personen, die beschwerliche Berufe ausüben, niedrige Löhne haben und mit prekären Arbeitsverträgen arbeiten. Es sind jedoch diese Arbeitnehmer:innen, die es diesen Frauen und ihren Ehepartnern ermöglichen, Karriere zu machen.

Diese Fassadengleichheit ist nicht die unsere. Was wir wollen, ist eine Gleichheit der 99% und ein Paradigmenwechsel: Unser Leben muss vor ihren Profiten stehen! Wir fordern eine Reduktion der Arbeitszeit und Löhne um besser leben zu können.

Heute sind unsere Löhne aufgrund der Inflation unter Druck. Unsere Arbeitsbedingungen verschlechtern sich ständig, das Rentenalter für als Frauen eingetragene Personen wird steigen und unsere Renten sinken. Anstatt in die Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen zu investieren, setzt die Rechte Steuersenkungen durch, die der wohlhabenden Klasse zugutekommen. Diese Realität betrifft alle Arbeitnehmer:innen. Aber für die meisten von uns kommt sie zu einer bereits schwierigen Situation hinzu, da unsere Löhne niedriger, unsere Pensen geringer und unsere Renten tiefer sind, und wir immer noch den Großteil der unbezahlten Hausarbeit übernehmen.

Im 21. Jahrhundert ist es für viele Frauen immer noch schwierig, Mutter und Arbeitnehmerin zu sein. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, eine Kampagne zu Schwangerschaft und Mutterschaft zu starten. Denn die Maßnahmen zum Gesundheits- und Kündigungsschutz für schwangere Arbeitnehmerinnen, Wöchnerinnen und stillende Mütter werden nicht eingehalten. Die Idee, Mutterschaft und Vaterschaft strikt gleich zu betrachten, bedeutet, die besonderen Bedürfnisse im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Stillen zu verleugnen. Schließlich sind die Elternurlaube zu kurz und werden den vielfältigen Formen, die die Elternschaft heute annimmt, nicht gerecht.

Wir haben tausend Gründe für einen neuen feministischen Streik und vereinen unsere Stimme mit dem weltweiten Aufschrei der Frauen, die überall ihre Stimmen für eine andere Welt erheben: Jin. Jiyan, Azadî. Frau. Leben. Freiheit.

Für mehr Informationen

Xenia Wassihun (078 609 38 45; )


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12.11.2022 VPOD Frauenkonferenz: Resolution 1 - Nicaragua PDF (80.1 kB)
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12.11.2022 VPOD Frauenkonferenz: Resolution 2-Iran PDF (66.5 kB)
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12.11.2022 VPOD Frauenkonferenz: Resolution 2-Indexierung PDF (54.1 kB)
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12.11.2022 VPOD Frauenkonferenz: Resolution 2-Abtreibung PDF (69.8 kB)