16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Von: Xenia Wassihun

Weltweit finden jedes Jahr Aktionen gegen Gewalt an Frauen statt.

photocase.dephotocase

Gewalt an Frauen ist in der Schweiz weit verbreitet

Im Durchschnitt bringt in der Schweiz alle zwei Wochen ein Mann eine Frau um. 70 Prozent der Frauen, die in der Schweiz getötet werden, werden Opfer ihres aktuellen oder früheren Partners oder ihres Vaters, das zeigt die Kriminalstatistik. Für 2023 zählt die Website stopfeminizid.ch 18 Femizide, darunter drei Mädchen. Das letzte Opfer starb am 11. November in Richterswil. Diese extreme Gewalt stellt die Spitze des Eisbergs der geschlechtsspezifischen Gewalt dar. Es handelt sich dabei nicht um Einzelfälle, sondern um das Ergebnis struktureller Gewalt gegenüber Frauen sowie trans und non-binären Menschen.

Die Art der Gewalt, der Frauen ausgesetzt sind, ist jedoch nicht nur körperlicher Natur: in vielen Fällen sind die Betroffenen meist schon über Monate oder sogar Jahre hinweg psychischer Gewalt ausgesetzt. Und diese Art der Gewalt ist deshalb so perfide, weil sie sehr oft nicht als solche erkannt oder aus Scham verheimlicht wird. Und: Sie findet meist hinter verschlossenen Türen statt. Um auf diesen Aspekt aufmerksam zu machen, konzentriert sich die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» in diesem Jahr auf die psychische Gewalt.

Fokusthema 2023: Psychische Gewalt

Psychische Gewalt hat viele Facetten: sie umfasst Gewalthandlungen wie Drohungen, Beleidigungen, Anschreien, Erniedrigungen, Einschüchterungen, Kontrolle, Erzeugen von Schuldgefühlen, Stalking, Gaslighting, Verleumdung und Verbote von Familien- oder Aussenkontakten. Und psychische Gewalt ist weit verbreitet: aus den im Jahr 2022 registrierten Straftaten im häuslichen Bereich geht hervor, dass sie die am weitesten verbreitete Form der Gewalt in Paarbeziehungen ist. Psychische Gewalt hat schwerwiegende Auswirkungen für die Betroffenen. Sie verlieren ihr Selbstwertgefühl und leiden häufig unter psychischen Folgen. Umso wichtiger ist es, auf diese unsichtbare Form von Gewalt sichtbar zu machen.

Weitere Informationen zur Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» und ein umfassendes Faktenblatt zum Fokusthema psychische Gewalt finden sich hier. Alle Aktionen und Veranstaltungen in der ganzen Schweiz sind im Veranstaltungskalender zu finden.

Bundesrat will keine Präventionskampagnen gegen Gewalt finanzieren

2022 haben beide Räte einer Motion zugestimmt, die den Bund beauftragt regelmässig schweizweite Kampagnen gegen häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt und geschlechtsbezogene Gewalt zu führen. Trotz dieses klaren Auftrages durch das Parlament teilte das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) unter FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter gestern in einer Medienmitteilung mit, dass sie der Präventionskampagne gegen Gewalt die Gelder streicht. Gemeinsam mit 171 andern Organisationen hat der VPOD heute einen offenen Brief an Bunderätin Keller-Sutter und den Gesamtbundesrat unterzeichnet, der die Finanzvorsteherin auffordert, diese Kampagnen finanziell zu ermöglichen und den parlamentarischen Auftrag umzusetzen. Einzelpersonen können ab sofort diese neue Petition der SP unterschreiben.