Bessere Frauenlöhne JETZT

Von: Natascha Wey

Das grosse Problem der Frauen lautet heute: Doppel- und Dreifachbelastung und trotz Erwerbsarbeit: viel weniger Geld auf dem Konto.

SGB

Frauen arbeiten viel. Und oft lohnt es sich nicht.

Frauen sind heute ökonomisch unabhängiger als vor 30 Jahren. Die gesellschaftliche Entwicklung verlief jedoch nicht parallel zur Integration der Frauen in den Erwerbsmarkt. Das grosse Problem der Frauen lautet heute: Doppel- und Dreifachbelastung und trotz Erwerbsarbeit: viel weniger Geld auf dem Konto. Das zeigt die neue Studie des SGB zu den Frauenlöhnen deutlich.

Neben den strukturell tieferen Löhnen in Branchen mit Frauenmehrheit, ist frappant, dass die Berufs- und die Lebenserfahrung von Frauen systematisch weniger wert ist. Erwerbsarbeit ist heute – auch für Frauen mit Kindern – normal. 1980 war nur jede 4. Mutter berufstätig, heute leisten vier von fünf Frauen ausserhäusliche Erwerbsarbeit. Doch anders als bei Männern, bildet sich Lebensund Berufserfahrung in der Lohnentwicklung nicht ab.

Das zeigt sich einerseits am hohen Anteil berufstätiger Frauen mit einer guten Ausbildung (Lehre), die auch nach vielen Jahren immer noch weniger als 5000 Franken verdienen, andererseits ist der messbare Einfluss von Dienst- und Lebensalter in Berufen mit hohem Frauenanteil gering. Tiefe Löhne sind in der Schweiz kein Problem der Jugend, sie sind schwergewichtig ein Problem der schlecht entlöhnten Frauen.

Oft wird behauptet, nur Berufseinsteiger:innen würden trotz Lehre nicht mehr als 5000 Franken verdienen. Die Studie zeigt, das ist klar falsch denn auch erfahrene Fachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung gehören dazu: wenn sie Frauen sind und in Frauenbranchen arbeite. Jede dritte Frau mit Lehrabschluss zwischen 26 und 35 Jahren verdient weniger als 5000 Franken, in höheren Altersgruppen ist es immer noch jede Vierte.

Frauen Anfang 50 verdienen im Vergleich zu ihren Kolleginnen Anfang 20 im Mittel 1072 Franken pro Monat mehr. Anders sieht die Lohnentwicklung in den typischen «Männerbranchen» aus: im Mittel mit sind es mit 1440 Franken Lohnentwicklung deutlich mehr. Der Lohnunterschied von Frauen mit Lehre in Frauen- und Männerbranchen ist im mittleren Alter am grössten – dann, wenn Frauen Betreuungspflichten wahrnehmen. Das ist kein Zufall. Vielmehr nutzen die Arbeitgeber die Betreuungspflichten ihrer Angestellten zu ihren Gunsten und drücken die Löhne.

Auffallend ist auch, dass Faktoren wie die Dauer der Betriebszugehörigkeit bei Frauen weniger ins Gewicht fallen, sehr offensichtlich z.B im Gastgewerbe, Detailhandel, Reinigung, Betreuung oder Pflege.

Auch ist der 13. Monatslohn heute für viele Branchen eine Selbstverständlichkeit. Acht von zehn Arbeitnehmenden erhalten im Dezember ihren 13. ausbezahlt. Frauen im Coiffure- oder Kosmetikberuf können davon nur träumen und auch in Teilen des Detailhandels wie in Kleider und Schuhgeschäften ist der 13. alles andere als der Normalfall. Zu tiefe Löhne führen im Alter auch zu ungenügenden Renten. In einem Land, das eine Altersvorsorge hat, die in der ersten Säule nicht existenzsichernd ist und die zweite Säule auf Kapitaldeckung beruht, die strukturell die hohen Einkommen bevorteilt, muss die Frage erlaubt sein, wie genau Frauen sich eine sichere und unabhängige Existenz im Alter aufbauen sollen, wenn ihre Löhne stagnieren und strukturell zu tief sind? Wenn der 13. Monatslohn eben keine Selbstverständlichkeit ist? Wenn «Frauenbranchen» und Care-Berufe systematisch abgewertet werden? Für uns ist klar: nur eine 13. AHV-Rente wird den Frauen im Alter helfen, ihr Einkommen zu verbessern.

Frauen brauchen keine von Medien über zweifelhafte Studien herbeifantasierte Teilzeitdebatten. Frauen arbeiten heute. Sie arbeiten viel, sie arbeiten zu schlechten Löhnen. Nötig sind also:

  • Lohngleichheit und die Erhöhung von Frauenlöhnen. Sie müssen Gegenstand aller sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen werden.
  • Kinderbetreuung muss als Service Public organisiert werden, damit eine fairere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männer und Frauen möglich wird.
  • Starker Service public im Gesundheits- und Sozialwesen mit solider Finanzierung

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16.05.2023 MK Frauenlöhne Natascha Wey PDF (258.5 kB)