Bundesrätliches Trauerspiel beim Vaterschaftsurlaub

Von: Christine Flitner

Der Bundesrat kann sich nicht einmal zu einem minimalen Vaterschaftsurlaub durchringen und empfiehlt die Initiative für einen Väterurlaub von 4 Wochen ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung. Diese skandalöse Entscheidung macht deutlich: Vereinbarkeit von Betreuungsaufgaben und Erwerbsarbeit hält die (rechte Männer-)Mehrheit des Bundesrats nach wie vor für ein Frauenproblem, welches Familien privat lösen müssen.

Vereinbarkeit ist für den Bundesrat immer noch ein Frauenproblem. Foto: c Maccaroni_photocase

Der Bundesrat zeigt damit einmal mehr, dass er an einem veralteten Familienbild klebt und die Bedürfnisse der jüngeren Generation ignoriert. Die Beteuerung, man wolle mehr Frauen am Arbeitsmarkt, sind wohlfeile Lippenbekenntnisse ohne politische Folgen.

Die Initiative von Travail Suisse beschränkt sich auf den Vaterschaftsurlaub und lässt die wichtigere Frage einer Elternzeit unbeantwortet. Trotzdem ist sie ein Schritt in die richtige Richtung. Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen hat schon vor mehreren Jahren einen Modellvorschlag für eine Elternzeit vorgelegt und die Finanzierungsmöglichkeiten durchgerechnet. Das Modell sieht (zusätzlich zum Mutterschaftsurlaub) einen Elternurlaub mit einer maximalen Bezugsdauer von 24 Wochen vor, von denen je 4 Wochen einem individuellen Anspruch von Vater und Mutter entsprechen, also nicht vom anderen Elternteil bezogen werden können. Der Rest der Zeit ist frei aufteilbar. Es ist an der Zeit, dass dieser sorgfältig ausgearbeitete Vorschlag wieder ernsthaft diskutiert wird.

Und noch etwas macht die Entscheidung des Bundesrats deutlich: mit einer Mehrheit alter Männer in der Regierung wird die Schweiz noch lange im 20. Jahrhundert stecken bleiben.

Modellvorschlag der EKFF für eine Elternzeit