Die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede sind enorm

Von: Michela Bovolenta

Die Schweiz ist Schlusslicht bei der Gleichstellung

Der Bundesrat hat am Mittwoch einen Bericht zu Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern verabschiedet. Er ist die Antwort auf ein Postulat von Samira Marti, das am 25. September 2019 eingereicht wurde.

Die Schweiz ist Schlusslicht bei der Gleichstellung

Der Gender Overall Earnings Gap, der die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschieden bei Lohn und Rente analysiert, wurde zum ersten Mal für die Schweiz berechnet. Das Ergebnis lässt keinen Zweifel offen: Die Schweiz war, ist und bleibt ein Land mit grosser Ungleichheit zwischen Männern und Frauen: «Im europäischen Vergleich weist die Schweiz relativ hohe Werte auf, was hauptsächlich mit dem hohen Anteil an teilzeiterwerbstätigen Frauen in der Schweiz erklärbar ist.» (1)

Einkommen: 43% niedriger!

Der Ton ist sachlich, aber der Bericht hat es in sich. Während Bundesrat Alain Berset und die Frauen der bürgerlichen Parteien versuchen, uns davon zu überzeugen, ja zur AHV 21 zu stimmen, weil die Gleichstellung in der Schweiz quasi erreicht sei, beträgt der globale Einkommensunterschied 43.2% (2018). Im Klartext: Das Einkommen von Frauen, das sie für alle geleisteten Arbeitsstunden während des Erwerbslebens, also von 15 bis 64 Jahren, erhalten, ist um 43,2% niedriger als das der Männer.

Rente: 34% niedriger!

Im Jahr 2020 ist die durchschnittliche Rente einer Frau um 34,2% niedriger als die eines Mannes. In Franken ausgedrückt ergibt dies eine durchschnittliche monatliche Rente aus der gesamten Altersvorsorge von 2'986 für eine Frau gegenüber 4'563 für einen Mann. Der Unterschied beträgt 1'577 Franken pro Monat. Jeden Monat während des gesamten Lebens einer Rentnerin. Und diese Einkommenslücke hat sich seit 2014 nicht verändert!

BVG 21 wird torpediert
In der Debatte um AHV 21 wurde immer wieder betont, dass die Ungleichheit nicht in der 1. Säule (AHV), sondern in der zweiten Säule liegt. Das wissen wir. «Das Rentenproblem der Frauen lösen wir in der zweiten Säule» wurde uns von den Befürworter:innen der AHV-Abbauvorlage versichert. Alles falsche Versprechungen, wie sich jetzt zeigt. Die BVG-Revision wurde soeben vom Ständerat auf die lange Bank geschoben.

Laut Tages-Anzeiger «vermasselt das Parlament die Reform der zweiten Säule» (2). Die rechten Parteien wollen den Frauen nur das Minimum geben, entgegen allem, was bürgerliche Frauen in der Abstimmungskampagne zu AHV 21 behaupten. Die zuständige Kommission des Ständerats sei so gespalten, dass keine Einigung gefunden wurde und die Vorlage um mehrere Monate verschoben werden müsse... und damit jede Verbesserung auf unbestimmte Zeit!

Für den VPOD ist die Schlussfolgerung klar: Lassen wir uns nicht in die Irre führen und stimmen am 25. September 2x NEIN zu AHV 21!

(1) https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen/bundesrat.msg-id-90256.html

(2) https://www.tagesanzeiger.ch/eine-niederlage-fuer-die-frauen-914161488232